Der Winter neigt sich dem Ende und die Tage werden spürbar länger. Das Frühjahr ist da! Das lange Warten hat ein Ende und du kannst dich endlich wieder deiner Leidenschaft widmen! Wenn es dich genauso kratzt wieder ans Wasser zu kommen wie uns, solltest du definitiv weiterlesen. Denn in dieser Anleitung lernst du alles, was du zum Karpfenangeln im Frühjahr wissen musst!
Wir gehen dabei grundlegend auf die wichtigsten Themen ein und verweisen für detailliertere Informationen auf weitere Artikel, die dich interessieren könnten! Somit kannst du Themen, welche für sehr relevant sind, nochmal in detaillierter Form nachlesen!
Wann sprechen wir vom Frühjahr?
Das Frühjahr kann für dich als Karpfenangler ganz schön verwirrend sein. An einigen Gewässern sind die Karpfen bereits aktiv und an anderen noch im lethargischen Wintermodus. Doch zunächst ein wichtiger Punkt: Das kalendarische Frühjahr spielt für uns erstmal keine Rolle!
Es geht darum, ab wann wir mit dem Frühjahrsangeln beginnen und die Wintertaktiken mehr und mehr vernachlässigen! Es gibt Gewässer, an denen das anglerische Frühjahr bereits Ende Februar bis Mitte März beginnt. An anderen Gewässern kann das bis in den April dauern – dies hängt stark von der Wassertemperatur und der daraus resultierenden Karpfenaktivität ab.
Im folgenden Schaubild ist ein beispielhafter Wassertemperatur-Zyklus eines flachen Sees dargestellt:
Du erkennst das Frühjahr an der grünen Farbe. In diesem Beispiel geht der Winter im März in das Frühjahr über und wechselt etwa Mitte Mai in den Sommer (gelb). Was auf der Grafik recht unscheinbar erscheint, ist die steile Kurve die unser Beispiel-Gewässer zwischen März und April hinlegt. Im Gegensatz zum Herbst, wo das Wasser langsam und stetig abkühlt, macht es vor allem im Frühjahr immense Sprünge.
Wenige Tage können das Fischverhalten komplett umkrempeln! Im Winter verstecken sich die Karpfen eher und halten sich in tieferen Regionen auf. Im Frühjahr werden Karpfen wesentlich aktiver und starten langsam erneut, aktiv nach Futter zu suchen.
Für einen kompletten Überblick eines Wassertemperatur-Zyklus haben wir an dieser Stelle einen detaillierten Artikel für dich verfasst!
Wann fangen Karpfen an zu fressen?
Karpfen werden in den meisten Gewässern ab 2-stelligen Wassertemperaturen und längeren Tagen wieder aktiver. Sie schwimmen dann wieder ihre typischen Routen ab, auch wenn noch etwas verhaltener.
Je nach Gewässertyp ist das in unseren Regionen als Faustregel zwischen März und April der Fall!
Ein interessantes Phänomen ist, dass kleine Karpfen an vielen Gewässern wieder eher mit dem aktiven Fressen beginnen als die größeren. Es ist also üblich im Frühjahr vermehrt kleinere Exemplare zu fangen, zumindest in den ersten Wochen. Wie bereits oben beschrieben, kann sich im Frühjahr die Situation sehr schnell drehen, weil das Wasser teilweise recht sprunghaft an Temperatur gewinnt!
Man geht davon aus, dass allgemein kleine Karpfen früher in den „Wintermodus“ verfallen und früher wieder daraus erwachen. Genau umgekehrt gilt dies für große Karpfen. Ausnahmen bestätigen hier natürlich wie immer die Regel.
Gewässerwahl
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die richtige Gewässerwahl im Frühjahr. Wie bereits beschrieben, bleiben einige Gewässer länger im Wintermodus als andere. Die meisten Flüsse und viele sehr tiefe Seen (nicht alle!), bleiben recht lange kühl. In Flüssen halten sich die Karpfen zu dieser Zeit zumeist noch in ruhigeren Bereichen wie Buchten oder Schleusen auf, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen.
Tiefe Seen haben meistens die Eigenschaft sich eher langsam aufzuwärmen, dafür aber länger warm zu bleiben im Herbst/Winter. Da Karpfen durch warmes Wasser generell aktiver werden, sind also vor allem flachere Gewässer interessant.
Vor allem in den letzten Jahren, kommt es im Frühjahr immer mal wieder vor, dass es über längere Perioden sehr windig ist. Zum „aufheizen“ eines Gewässers ist das eher ein negativer Punkt.
Dein ideales Gewässer ist für das Frühjahr also relativ flach und im besten Fall sogar etwas windstill gelegen. Dieser Punkt ist vor allem im ganz frühen Frühjahr interessant und kann ausschlagegebend für den frühen Erfolg am Wasser sein!
Solltest du einen solchen See nicht zur Auswahl haben, habe keine Scheu es nicht auch an anderen Gewässern zu probieren. Die hier genannten Empfehlungen sind sehr pauschal und treffen natürlich nicht auf alle Gewässer zu!
Hotspots und Location im Frühjahr
Im Frühjahr sind für uns Karpfenangler nur wenige Bereiche in Gewässern wirklich interessant. Mit etwas Erfahrung kannst du einen Großteil der Wasserfläche für dich ausgrenzen und dich voll den vielversprechenden Stellen widmen.
In diesem Abschnitt erläutern wir dir, wo du die Karpfen im Frühjahr suchen solltet!
Wo sind die Karpfen im Frühjahr?
Karpfen lieben warmes Wasser. Diese Aussage beantwortet im Prinzip die komplette Location-Frage im Frühjahr. Dort wo das Wasser warm ist und die Karpfen etwas Nahrung und eventuell sogar Schutz finden können, solltest du beginnen sie zu suchen!
Eine ganz zentrale Rolle spielt hierbei das Verständnis der Wassertemperatur: Wasser ist nicht überall gleich warm! Vor allem im Frühjahr kann man hier entscheidende Fehler machen.
Der Selbstversuch
Wir haben an einem gut besetzten flachen See den Selbstversuch gestartet und über mehrere Sessions die Sommer- und Herbst-Hotspots beangelt. Tagsüber konnten wir keine Karpfen fangen, obwohl die Wetterbedingungen sehr vielversprechend waren.
Wir hatten ein paar Beifänge (wie bspw. Störe, die sich offensichtlich nicht so stark von der Temperatur beeinflussen lassen) tagsüber, aber konnten nur vereinzelt Karpfen in der Nacht oder beim ersten Tageslicht überlisten!
Dazu haben wir auch mit einer Unterwasserkamera die Stellen geprüft. Es kam an super Tagen nicht ein einziger Karpfen vorbei!
Sobald wir in den anderen (wärmeren) Seeteil „umgezogen“ sind, konnten wir relativ schnell auch die größeren Karpfen ans Band bekommen. An dieser Stelle hatte das Wasser 1-3° Celsius mehr – was im Frühjahr für die Karpfen den Unterschied machen kann!
Die Wassertemperatur messen
Wenn du also die Fische nicht aufspüren kannst, solltest du versuchen an verschiedenen Stellen des Sees die Temperatur zu messen. Oftmals ist das Wasser in kleinen flacheren Buchten, in die den ganzen Tag die Sonne scheint, am wärmsten.
Die Chancen, dass sich hier Karpfen regelmäßig wiederfinden ist im Frühjahr immens!
Karpfen sichten
Im Frühjahr ist das Wasser oft sehr klar und die Fische beginnen ab und zu in der Sonne zu baden oder am Ufer entlang zu ziehen. Eine Polbrille ist hier Gold wert. Sobald du Karpfen sehen kannst, solltest du die Stelle definitiv ausprobieren.
Diese Regel gilt natürlich das ganze Jahr über, allerdings lassen sich Karpfen im Frühjahr an sonnigen Tagen recht häufig „blicken“, da die ufernahen Bereiche oftmals schneller aufwärmen und du sie dort besser sehen kannst.
Wir haben zum Thema ufernahes Angeln einen detaillierten Artikel an dieser Stelle für dich verfasst!
So findest du die Karpfen im Frühjahr!
Um den Rüsslern schnell auf die Schliche zu kommen, lohnt es sich an sonnigen Tagen immer mal wieder eine Runde ums Gewässer zu drehen. Klettere auf Bäume oder stelle dich auf Erhöhungen, um mit einer Polbrille einen möglichst guten Blickwinkel zu haben.
Versuche zusätzlich an verschiedenen Stellen die Wassertemperatur zu messen. Dort wo das Wasser am wärmsten ist, sollten die Karpfen in der Regel nicht weit weg sein!
Wähle tagsüber die sonnigen Bereiche (wo die Sonne auf das Wasser scheint!) aus. Typische Hotspots können sehr flache Stellen wie Sandbänke, der Bereich vor Schilfgürteln oder ruhige Buchten sein.
Karpfen anfüttern im Frühjahr? Angelmethoden zum Erfolg
Karpfenangeln ist Futterangeln. Es gibt Ködertüten in sehr großen Mengen und es kann dir echt komisch vorkommen, auf einer Stelle zu angeln, an der du kein Beifutter einbringst. Diese Einstellung solltest du versuchen abzulegen.
Im Frühjahr sind an vielen Gewässern die Karpfen noch nicht wirklich aktiv. Sie fressen natürlich Nahrung, aber sie putzen oftmals noch keine Futterplätze leer und schwimmen eher nach 1-2 „Happen“ weiter.
Kurzum: Bei noch geringer Karpfenaktivität kann dich Beifutter viele Bisse kosten.
Wir erläutern dir, welche Taktiken du im Frühjahr effektiv einsetzen kannst!
Das Single-Hookbait angeln
Vor allem wenn du noch nicht weißt, ob die Karpfen schon wieder aktiver sind, lohnt es sich daher mit sogenannten Single-Hookbaits zu angeln. Du montierst einfach nur einen einzelnen, hoch attraktiven Köder (wie bspw. einen grellen Pop-Up Boilie) und wirfst die Fische bzw. vielversprechende Stellen an. Ganz ohne Beifutter!
Über die richtige Auswahl solcher Boilies, haben wir an dieser Stelle einen Artikel verfasst!
Feedern auf Karpfen
Eine weitere sehr effektive Methode kann im Frühjahr das Feedern sein. Du kannst beim Feedern recht schnell mit Aktion rechnen, da du ein sehr breites Spektrum an Fischen ansprichst.
Die Nutzung von Grundfutter in Verbindung mit ein paar Partikeln und einem kleinen Hakenköder, kann sehr vielversprechend sein. Klicke hier, um mehr über das Feedern auf Karpfen zu erfahren.
PVA-Bags nutzen
Dadurch, dass du häufig nicht viel Beifutter einbringen möchtest, ist im Frühjahr auch der Einsatz von PVA-Bags zum Karpfenangeln extrem vielversprechend. Die erzeugst einen Mini-Futterhappen und stellst eine kleine Falle.
Wie du einen PVA-Beutel richtig füllst und einsetzt, erfährst du hier!
Im Mittelwasser und an der Oberfläche angeln
Karpfen fangen im Frühjahr an, sich in der Sonne an der Wasseroberfläche aufzuwärmen. Hier ist die Angelei mit Schwimmbrot bzw. schwimmenden Ködern an der Wasseroberfläche oftmals vielversprechend!
Auch das Angeln im Mittelwasser mit sogenannten Zig-Montagen kann sehr erfolgreich sein. Alles was zum Thema Zig-Angeln wissen musst, haben wir hier für dich bereitsgestellt!
Anfüttern: Partikel anstatt Boilies
Das Frühjahr ist auch der Beginn der Partikelzeit! Partikel sind nicht so „schwer“ wie Boilies und werden von Karpfen schneller wieder ausgeschieden. Vor allem gekochter Hartmais ist eine günstige und sehr effektive Alternative zu dem Füttern von Boilies in großem Stil.
Wenn du an deinem Gewässer die ersten Bisse verzeichnet hast, oder von anderen Anglern weißt, dass die Fische bereits aktiv sind, kannst du ruhig mal eine Ladung Mais oder andere Partikel abladen. Die Mengen sind dabei natürlich eine Gefühlssache, abhängig vom Bestand und Aktivität der Fische.
Die Frühjahrs-Fütterung
Wir haben an einem Gewässer, an dem wir den Bestand sehr gut kennen, Ende März und Anfang April (bei einer Wassertemperatur von etwa 10-12 Grad Celsius) mit einem Partikelmix aus Mais (etwa 60%), Weizen (etwa 15%) und Tigernüssen mittlels einer Wurfkelle Randbereiche angefüttert.
Neben den 1-3 kg gab es außerdem immer ein paar Hände 15mm-Boilies dazu. Nach der ersten Fütterung haben wir mit der Unterwasserkamera 2 Tage später die Plätze kontrolliert. Das Ergebnis war im ersten Moment verwirrend.
Wir konnten kein einziges Maiskorn mehr entdecken. Den Weizen konnten wir auch nicht erkennen, was aber natürlich an der Größe und Unauffälligkeit liegen kann. Tigernüsse waren noch vereinzelt zu sehen, genauso wie Boilies.
Die erste Vermutung lag auf der Hand: Weißfisch! In diesem speziellen Gewässer gibt es allerdings nur sehr wenig Weißfisch! Bei der nächsten Fütterung haben wir auf Boilies und Tigernüsse verzichtet und lediglich Mais und Weizen nachgekippt.
Zwei Tage später, zum Beginn unserer Angelsession, waren die Futterplätze (nach erneuter Kontrolle) dann komplett freigeräumt.
Natürlich ist dieses Ergebnis ein bisher einmaliger Versuch (bzw. dessen genaue Kontrolle) gewesen. Es zeigt sich allerdings, dass vor allem Boilies – aber auch Tigernüsse – oftmals noch nicht in den Mengen gefressen werden, wie bspw. Mais.
Die Sessions auf den Futterplätzen verliefen etwas müßig, aber wir konnten ein paar mittelgroße Karpfen fangen. Das wir nicht sofort an die Großen gelangt sind, ist typisch für die Frühjahr (wie bereits oben erwähnt).
Fazit zum Anfüttern im Frühjahr:
Karpfen sind im Frühjahr sehr launische Fresser. Sei mit dem Futter eher sparsam und setze auf weiche Partikel wie Mais. Solltest du Karpfen fangen können, kannst du nach und nach mehr Beifutter einbringen. Es kann durchaus vorkommen, dass deine gefütterten Köder erst nach 1-2 Tagen aufgenommen werden. Hier ist weniger definitiv mehr!
Subtiles Angeln und eine gute Tarnung
Im Frühjahr trennt sich hier die Spreu vom Weizen! Das Frühjahr bietet drei besondere Herausforderungen, wodurch eine gute Tarnung deiner Montagen erfolgsentscheidend sein kann! Erstens sind die Karpfen oftmals tagsüber (bei Tageslicht!) aktiver und können deine Schnüre und Montagen deshalb leichter sehen. Zweitens ist das Wasser im Frühjahr vielerorts extrem klar, was diesen Faktor noch verstärkt. Außerdem angelst du häufig vergleichsweise flach, wo das Tageslicht natürlich auch besser durchdringt!
Du solltest sehr viel Wert auch passendes Material legen. Unauffällige Montagen in der Farbe des Gewässergrundes, die Nutzung kleinerer Bleie, das Angeln mit schlaffen (auf dem Gewässergrund liegenden) Schnüren sind hier extrem vielversprechende Erfolgstipps.
Selbst ein aufblitzender Haken kann sich hier negativ auswirken!
Zusammenfassung
In dieser Anleitung haben wir dir die wichtigsten Eckpunkte zum Thema Karpfenangeln im Frühjahr strukturiert beschrieben. Dies wird dir helfen, diese Jahreszeit erfolgreicher zu nutzen! Du solltest im Frühjahr versuchen, sehr aktiv nach Karpfen zu suchen. Drehe möglichst viele Runden, um das Gewässer deiner Wahl – stets mit einer Polbrille ausgestattet! Wenn möglich, messe die Wassertemperatur an verschiedenen Stellen und finde die warmen Bereiche des Gewässers.
Setze vermehrt auf kurze Tagessessions, da die Karpfen hier zumeist aktiver sind und nutze wenig bis kein Beifutter. Erst wenn Karpfen beißen, solltest du in der Regel nach und nach mit dem Einbringen von Beifutter beginnen – hier kann die Nutzung von Partikeln und Pellets sehr vielversprechend sein!
Tarne deine Montagen gut und versuche auch mal im Mittelwasser oder an der Wasseroberfläche zu angeln, wenn die Situation es zulässt.
Schlussendlich solltest du im Frühjahr etwas Frusttoleranz mitbringen. Die Karpfen fressen noch nicht so regelmäßig – lass dich also nicht unterkriegen! Es ist normal beim Karpfenangeln auch mal zu blanken. Vor allem im Winter und Frühjahr solltest du regelmäßig damit rechnen. Verschieße nicht deine ganze Motivation im Frühjahr, bzw. schätze die Situation richtig ein.
Nur mit der richtigen Motivation und einer realistischen Einschätzung der Lage, wirst du langfristig am Ball bleiben. Der Sommer und der Herbst kommen mit Sicherheit! Behalte das stets im Hinterkopf.
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