Bei der Auswahl einer Rolle für das Karpfenangeln, werben Hersteller mit sehr vielen verschiedenen – teilweise verwirrenden – Eigenschaften.
Im folgenden Artikel, werden die grundlegend wichtigen Faktoren erläutert.
Das Bremssystem
Generell unterscheidet man zwischen Front- und Heckbremsen. Eine Fronbremse wird direkt auf dem Spulenkopf betätigt/umgestellt, Heckbremsen stellt man am hinteren Ende der Rolle ein.
Es ist zunächst eine Stilfrage, was einem besser gefällt. Der überwiegende Teil der Karpfenrollen nutzt Frontbremsen. Diese verfügen häufig über etwas mehr Bremskraft, da sie direkt auf der Spule sitzen und größere Bremsscheiben haben.
Dies kann bei sehr großen Karpfen vor allem beim Fischen an Hindernissen hilfreich sein, wo man dem Fisch keinen Schnurabzug erlauben darf. Heckbremsen haben etwas weniger Bremskraft und lassen sich schwieriger reinigen. Dafür sind sie meist deutlich günstiger.
Freilaufbremsen
Zusätzlich haben viele Karpfenrollen (bei Frontbremsen) an der Heckseite noch eine sogenannte Freilaufbremse. Diese Bremse kann über einen Schalter an- bzw. ausgeschaltet werden. Sie dient dazu, bei einem Biss dem Fisch zunächst nur sehr wenig bis nahezu keinen Widerstand zu geben.
Sobald man die Rute in der Hand hat, kann man den Schalter umlegen, sodass die Frontbremse greift (und damit die Freilaufbremse ausgeschaltet ist).
Auch die Nutzung von Freilaufbremsen ist eine persönliche Stilfrage. Die Alternative zu einer Freilaufbremse ist das manuelle lösen der Bremse, wenn die Rute platziert ist.
Wichtig ist: Jede ‚Zusatzkomponente‘ – in diesem Fall der Freilauf – kostet Geld oder Qualität (teilweise wird an anderen Stellen gespart).
Schnurfassung und Größe der Rolle
Ein weiteres zu berücksichtigendes Merkmal kann die Schnurfassung sein. Die Schnurfassung wird üblicherweise in Metern für einen bestimmten Durchmesser angegeben. So kann in einer Beschreibung bspw. ‚Schnurfassung:
0,33mm / 320m – 0,35mm / 260m‘ stehen.
Man erkennt, dass von einer 0,33mm Schnur 320m auf die Spule passen, bei einer 0,35mm Schnur ’nur‘ 260m. Je dicker der Schnur-Durchmesser ist, desto weniger Schnur (in Metern) passt auf die Rolle.
Wenn man jedoch weder an sehr großen Gewässern angelt, noch seine Ruten weit mit Boot oder Futterboot rausfahren muss, ist dieses Merkmal häufig irrelevant. Nur weil eine Rolle eine sehr große Spule besitzt, ist sie noch lange nicht besser als eine kleinere Rolle. Große Spulen werden häufig mit einer günstigen Schnur ‚unterfüttert‘, die in der Regel nie das Tageslicht oder das Wasser zu sehen bekommt.
Sollten Ruten jedoch weit rausgebracht werden (müssen), ist dieser Faktor zu berücksichtigen.
Für geworfene Ruten reichen in der Regel 150-250m ganz locker aus, um selbst sehr kampfstarke Fische vor dem Leerlaufen der Rolle bändigen zu können.
Die Wahl der Größe der Rolle (und damit in der Regel auch die Schnurfassung) wirkt sich natürlich auch auf die Kosten für eine regelmäßige Neu-Bespulung (Austausch der Angelschnur) aus.
Schnureinzug und Übersetzung der Rollen
Viele Hersteller werben mit einer Übersetzung – z. B. ‚5:1‘. Das bedeutet 5 zu 1 und sagt aus, dass bei einer Kurbeldrehung, 5-mal die Spule umlaufen wird. Je nach Durchmesser kann man so theoretisch den Schnureinzug pro Umdrehung errechnen. Teilweise wird dieser mittlerweile auch von den Herstellern schon mit angegeben.
Dieses Merkmal ist nicht zu unterschätzen, vor allem wenn man Ruten häufiger auf weitere Distanzen auslegt/auswirft. Man kurbelt sich bei kleinen Übersetzungen buchstäblich einen Wolf, sollte die Rute mal weit draußen liegen.
Vor allem bei einer Spod-Rute/-rolle sollte man auf dieses Merkmal Acht geben. Mittlerweile gibt es von vielen Herstellern extra Spod-Rollen, die vor allem in dieser Hinsicht optimiert sind.
Kugellager
Typischerweise werden bei Rollen auch die Anzahl der Kugellager mitbeworben. Die pure Anzahl der Kugellager ist jedoch als irrelevant anzusehen. Vor allem Großhändler stellen dieses Merkmal immer wieder in den Vordergrund.
Dabei geht es in erster Linie um die richtige Platzierung und Verarbeitung der Kugellager anstatt um deren Anzahl. Die ‚richtige‘ Platzierung ist für den Endkunden jedoch häufig nicht ersichtlich (oder auch nicht unbedingt verständlich), sodass dieses Merkmal zu vernachlässigen ist.
Gewicht der Angelrolle
Das Gewicht einer Rolle ist generell das Resultat der verarbeiteten Komponenten. Dabei lässt sich nicht pauschal auf Basis des Gewichts sagen, ob eine Rolle besser oder schlechter ist. Vor allem beim mobilen Angeln sind leichte Rollen jedoch sehr angenehm, weil man weniger mit sich rumschleppen muss. Außerdem ist es von der Handhabung sehr angenehm relativ leichte Rollen zu verwenden.
Da Karpfenangeln aber häufig recht passiv ist (vor allem im Vergleich zum Spinnfischen), sollte auch das Gewicht nicht zwangsläufig einen großen Einfluss auf die Entscheidung zur Rollenwahl haben.
Schnurclip
Der Schnurclip ist beim Karpfenangeln per Auswurf kaum noch wegzudenken. Ein Schnurclip ermöglicht es, die Rolle nur bis zu einer bestimmten ‚eingeclippten‘ Distanz Schnur zu geben.
Mithilfe von sogenannten Distance-Sticks (siehe Artikel: Tiefe und Entfernungen abmessen), lassen sich Entfernungen abmessen und man kann gezielt auf bestimmten Entfernungen angeln.
Eine Karpfenrolle sollte einen großen, rundlichen und leicht zugänglichen Schnurclip haben. Damit stellt man sicher, dass die Schnur beim treffen des Schnurclips nicht abnutzt und es macht die Handhabung sehr einfach.
Getriebeart
Der letzte Punkt ist die Getriebeart. Die Getriebeart gibt Aufschluss über das Schnurlegeverfahren der Angelrolle. Leider nutzen einige Hersteller selbst erfundene bzw. patentierte Namen für ihre „Art der Schnurverlegung“. Das sorgt für einen großen Wildwuchs an spezifischen Arten, die hier nicht näher erläutert werden.
Empfehlung zur Rollenauswahl
Eine Karpfenrolle ist eine der Hauptkomponenten für das Karpfenangeln. Es gibt heute viele erschwingliche Modelle von namhaften Herstellern für 80-150 Euro pro Stück. In diesem „Niedrig-bis-Mittelklasse“-Bereich, gibt es schon gut verarbeitete Rollen, an denen man Jahre lang sein Vergnügen haben kann. Grundsätzlich sollte man stets die Finger von sehr günstigen Rollenmodellen lassen.
Häufig ist die Verarbeitung von bestimmten Teilen mangelhaft und die Rolle überlebt nicht lange. Häufige Anfälligkeiten bei günstigen Rollen sind z.B. sich verbiegende Bügel, stotternde Bremsen (kein gleichmäßiger Bremsverlauf) oder billig verarbeitete Gehäuse/-Bügelteile, die leicht Schrammen davontragen und dann regelmäßig Schnüre beschädigen.
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