Die Sprungschicht – Einführung in die Wasserschichten

Sprungschicht beim Angeln

In diesem Artikel möchten wir euch über die Grundlagen der Wassertemperatur-Schichten informieren. 

In der Angelszene wird häufig von der sogenannten Sprungschicht gesprochen. Um diese Schicht ragen viele Mythen und Weisheiten, die unter Anglern grassieren.

Wir möchten dir anhand eines Schaubildes einen typischen Jahresverlauf von möglichen Gewässerschichten erläutern. Dieses Wissen kannst du zur Wahl der Angel-Location und -tiefe an vielen tieferen Seen verwenden, um effektiver auf Karpfen zu Angeln!

Was ist die Sprungschicht?

Die Sprungschicht (oder wissenschaftlich: Metalimnion) beschreibt eine Gewässerschicht, die sich zwischen dem warmen Oberflächenwasser (wissenschaftlich: Epilimnion) und dem tiefen und kalten Wasser (wissenschaftlich: Hypolimnion) bilden kann. Diese Schicht ist an einigen Gewässern im Sommer und Herbst vorhanden und verschiebt sich im Laufe des Jahres.

Wie entwickelt sich die Sprungschicht?

Wasser gehört einem der wenigen chemischen Stoffe, welche eine sogenannte „Dichteanomalie“ aufweisen. Auch wenn es für uns als Menschen nicht spürbar ist – kaltes Wasser ist schwerer als aufgewärmtes Wasser! Allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt: Und zwar 4° Celsius. Normale Stoffe werden bei abnehmender Temperatur dichter und damit auch immer schwerer. Da sich dieser Effekt bei Wasser bei 4° wieder umkehrt (und es wieder leichter wird), sprechen wir bei Wasser von einer Dichteanomalie. 

Aus diesem Grund steht das kalte Wasser (bzw. das Wasser bis zu 4°) immer auf dem Gewässergrund (in der sogenannten Tiefenschicht). Wenn du im Sommer in einem See schwimmen gehst, merkst du es oftmals selbst. An der Oberfläche ist das Wasser schön warm. Je tiefer du die Beine streckst oder tauchst, desto kälter wird es! Dabei handelt es sich noch nicht um die Tiefenschicht – diese ist wesentlich tiefer angesiedelt. Aber das Prinzip ist das Gleiche. Wasser ist im Frühjahr bis Herbst an der Oberfläche wärmer, weil warmes Wasser leichter ist!

Eine Sprungschicht kann immer dann entstehen, wenn die Sonne / die Außentemperatur das Oberflächenwasser aufwärmt und das tiefe, kalte Wasser nicht genügend durch bspw. Winde oder Strömungen mit dem warmen Wasser vermischt wird.

In diesem Fall tritt eine Sprungschicht auf, welche sich im Laufe des Jahres allerdings immer tiefer ins Wasser verschiebt. Das kalte und wärmere Wasser berührt sich natürlich konstant und gleicht damit auch – langsam aber stetig – die Wassertemperatur an.

Dadurch, dass sich in der Sprungschicht die Dichte des Wassers massiv „auf einen Schlag“ ändert (das innerhalb einer dünnen Schicht das Wasser sehr schnell dichter/schwerer wird), verschiebt sich die Schicht allerdings eher langsam. Im Prinzip funktioniert die Sprungschicht also wie eine Art Isolationsschicht.

Die Wassertemperatur eines Sees – Ein Jahreszyklus:

In der folgenden Grafik haben wir dargestellt, wie ein typischer Jahreszyklus eines tiefen Sees (Querschnitt) aussehen kann. In der Grafik erkennst du, welche Farben und Symbole was bedeuten. Die grundlegende eingefärbte Form soll dabei das Gewässer darstellen:

Im folgenden Absatz möchten wir die sechs verschiedenen Schaubilder kurz erläutern:

Der Winter

Im oberen Teil des Schaubilds steht der Winter. Wir gehen in unserem Beispiel von einer Eisdecke aus. Das darunterliegende Wasser ist etwas kühler als 4° Celsius (dunkelblau). Sollte dein Gewässer nicht zufrieren ist es trotzdem häufig so, dass die Oberflächentemperatur unter 4° ist.

Das liegt daran, dass es von den Wetterverhältnissen abgekühlt wird und damit „leichter“ als das untenliegende (blaue) 4° kalte Wasser ist. Aus diesem Grund wird im Winter vermehrt im tiefen Wasser auf Karpfen geangelt, weil die Bedingungen dort konstant und (mit 4° Celsius) am wärmsten sind! 

Der späte Winter bzw. das frühe Frühjahr

Im Laufe des Winters wärmt die Sonne und die Außentemperatur das Wasser wieder auf – bis es die magischen 4° Celsius erreicht. Dann findet eine Umwälzung des Wassers statt. Das Wasser ist in dieser speziellen Zeit „überall genau gleich warm“.

Dadurch ist es auch überall gleich schwer und zirkuliert „komplett“. Es wird frischer Sauerstoff in die tiefen Schichten des Wassers getragen (dazu später mehr). 

Das Frühjahr

Im Frühjahr wird die Oberfläche des Wassers stark aufgewärmt. Während die tieferen Bereiche noch sehr kühl sind (sich aber auch langsam aufwärmen), hat man in den Flachwasserzonen bereits recht warmes Wasser! Am Anfang wird nur eine dünne Schicht sehr warm, die sich nun aber immer weiter (und schneller) ausbreitet. 

Der Sommer

Im Sommer ist es dann an einigen Gewässern irgendwann soweit: Es entwickelt sich eine Sprungschicht! Die Sprungschicht ist die Schicht, in der das warme auf das kalte Wasser trifft.

Bei Gewässern an denen eine Sprungschicht auftritt, ist diese häufig trüb eingefärbt. Das liegt daran, dass das Wasser dort sehr schnell an Temperatur verliert und damit stark seine Dichte wechselt.

Oftmals bleiben Kleinstpartikel und -schwebstoffe in der Sprungschicht regelrecht „kleben“. Aus diesem Grund kann man auch auf Echoloten im Sommer und im Herbst oftmals die Sprungschicht erkennen!

Der Herbst

Im Verlauf des Sommers erwärmt das Wasser immer mehr. Dadurch wandert die Sprungschicht nach unten. Aber warum verschiebt sich die Sprungschicht im Herbst auch ins noch tiefere Wasser? Das liegt daran, dass die Sprungschicht die Tiefenschicht des Wassers sehr gut „abisoliert“. Es dauert sehr lange bis das Oberflächenwasser schließlich mehr und mehr „Platz“ einnimmt. 

Ein Beispiel

Stell dir vor du hast im Sommer an einem tiefen Baggersee an der Wasseroberfläche 23°. Auf 3m hast du bspw. 21°, auf 5m 19°. Dann kommt die Sprungschicht, welche zwischen 6-7m liegt. Die Temperatur schlägt mit einem Mal auf 13°.

Das darunterliegende Tiefenwasser, erwärmt sich durch die isolierende Sprungschicht nur sehr langsam. Die Tiefenschicht erwärmt sich langsam und konstant, bis sich die Sprungschicht im Spätherbst / frühen Winter wieder auflöst.

Der Spätherbst bzw. der frühe Winter

Irgendwann kühlt die Oberfläche des Wassers wieder so stark ab, dass sie die magischen 4° Celsius erreicht. Dann passiert genau das gleiche was im späten Winter bzw. frühen Frühjahr passiert ist – das Wasser wälzt sich erneut um! Es wird praktisch erneut komplett vermischt. Anschließend wird die Oberfläche wieder kälter als 4° und der Zyklus beginnt erneut!

Wie kannst du die Sprungschicht finden?

Das ist ohne technische Hilfsmittel recht schwierig! Eines dieser Hilfsmittel ist das Anaconda GTM Fish Hawk. Es lässt sich mit einer Schnur bspw. vom Boot aus runterlassen und nimmt beim sinken in 1m-Schritten die Wassertemperatur auf. Eine andere Alternative ist ein Echolot. Auf einem sensibel eingestellten Echolot, erkennst du die Sprungschicht auch. 

Die Sprungschicht in Seen

Die Sprungschicht tritt nur an einzelnen Seen auf! Ist ein See relativ flach und/oder mit starken Winden konfrontiert, zirkuliert das Wasser jederzeit komplett. Nur an besonders tiefen Seen wirst du eine Sprungschicht im Sommer und Herbst erkennen können. 

Die Sprungschicht an Flüssen

Flüsse und Kanäle haben durch die ständige Umwälzung der Strömung generell keine Sprungschicht.

Wozu dient mir die Sprungschicht als Karpfenangler?

Die Sprungschicht gibt dir an sehr tiefen Seen an, zu welchem Zeitpunkt du bis zu welcher Tiefe sinnvoll auf Karpfen angeln kannst. Oftmals kannst du vor allem im Sommer nur einen ganz kleinen Teil (bspw. die ersten 5-6m) eines tiefen Baggersees befischen, weil dann die Sprungschicht eintritt. Du solltest tendenziell immer oberhalb der Sprungschicht bleiben.

Nur hier zirkuliert das Wasser ordentlich und wird mit Sauerstoff versorgt. Durch das Umwälzen des Wassers im Frühjahr, kannst du in Ausnahmefällen im frühen Sommer noch Fische unterhalb der Sprungschicht fangen. Irgendwann ist der Sauerstoffgehalt darunter allerdings so gering, dass es eine klare tote Zone ist. 

Um diesen Sachverhalt etwas zu verbildlichen: Du kannst dir die Tiefenschicht unter der Sprungschicht wie das Atmen unter einer Bettdecke vorstellen. Eine gewisse Zeit bekommst du noch ausreichend Sauerstoff. Aber irgendwann musst du wieder über die Decke zum Atmen. In einem Gewässer mit einer Sprungschicht ist es so, dass so gut wie gar kein Sauerstoff mehr in diese tiefe Schicht gelangt. Das heißt: Spätestens im Spätsommer/Herbst wird das Areal unter der Sprungschicht von Fischen gemieden!

Da sich die Sprungschicht im Herbst immer tiefer verschiebt, kannst du im Herbst auch immer tiefer erfolgreich auf Karpfen angeln. Die Karpfen suchen diese Bereiche dann sogar vermehrt auf, weil sie oberhalb der Sprungschicht sehr konstante Bedingungen vorfinden!

Zusammenfassung

Die Sprungschicht ist nur für einen kleinen Teil deiner Gewässer relevant. Solltest regelmäßig du in einem sehr tiefen Baggersee angeln, kann die Sprungschicht ein sehr wichtiges Indiz für dich als Karpfenangler sein. Durch die Ermittlung der Sprungschicht kannst du einen Großteil der Wasserfläche für dich zum (Grund-)Angeln ausschließen.

Die Sprungschicht ist vor allem im Sommer und Herbst relevant und verschiebt sich im Verlauf des Jahres in tiefere Regionen des Gewässers. Solltest du dir die Frage stellen, bis zu welcher Tiefe du wann auf Karpfen angeln kannst, ist die Ermittlung der Sprungschicht durch ein Echolot oder ein Tiefen-Temperaturmessgerät sinnvoll!

Solltest du nicht bereit sein, für diese technischen Geräte viel Geld auszugeben – keine Sorge: An sehr vielen Gewässern gibt es keine Sprungschicht und mit etwas Erfahrung und Ausprobieren, wirst du ein sehr gutes Bauchgefühl für Angel(-tiefen)-Situationen entwickeln! 

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