Das Angeln auf Karpfen an besonders tiefen und damit häufig auch sehr großen Gewässern macht einen ganz besonderen Reiz aus. Häufig ist der Bestand nur zu einem kleinen Teil bekannt und man kann in einigen von diesen Gewässern richtige Ausnahmefische erwarten. Grundsätzlich sind sehr tiefe Gewässer allerdings für Karpfenangler auch schwieriger zu befischen. In diesem Artikel haben wir dir unsere Erfahrungen und nützliche Tipps zum erfolgreichen Karpfenangeln in tiefen Baggerseen zusammengefasst.
Ein Punkt vorab, jedes Gewässer ist verschieden. Wir verallgemeinern und schlussfolgern in diesem Artikel eine generell gültige Herangehensweise. Je nach Ausprägung des Gewässers, des Bestands und der Angelmöglichkeiten können die Strategien und Hinweise abweichend sein.
Was sollte ich an tiefen Baggerseen beim Angeln auf Karpfen beachten?
Im ersten Schritt solltest du dich (wie immer) mit dem Gewässer vertraut machen. Wenn wir in Deutschland von tiefen Gewässern sprechen, können diese durchaus mal 25m oder tiefer sein. Es ist immer ein guter Startpunkt, die grobe Tiefe des Gewässers zu kennen.
Wasserklarheit und Gewässertiefe
Generell kann man in tieferen Gewässern ab einer Angeltiefe von etwa 14-17m nur noch sehr selten Karpfenbisse erwarten. Das Licht dringt in diese tiefen Bereiche so gut wie gar nicht mehr durch und damit schwindet für die Karpfen auch der größte Teil der natürlichen Nahrung. Dies hat natürlich auch mit der Wasserklarheit zu tun es gibt (wie immer) Ausnahmen. Tiefe Gewässer sind häufig sehr klar.
Dadurch kann das Licht besonders Tief dringen, sodass man auf 8-10m Wassertiefe bspw. noch krautige Stellen finden kann. In trüberen Gewässern, wo bspw. durch einen Schwimmbagger Sand bzw. Kies abgebaut wird, ist die Lichtdurchdringung wesentlich geringer.
Grundsätzlich gilt: Je klarer ein See ist, desto tiefer darf man noch mit Karpfenbissen rechnen.
Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass getrübte tiefe Seen meistens eher an flacheren Bereichen erfolgsversprechend sind. Wir angeln häufig an einem solchen See (ca. 30ha), an dem ein Schwimmbagger intensiv Kies fördert.
Der See ist an den tiefsten Stellen etwa 18m tief. Er ist generell noch recht strukturreich und hat eine durchschnittliche Tiefe von etwa 10-12 Metern. Durch die Trübung des Wassers lassen sich die Karpfen bis ca. 7m Wassertiefe fangen, alles was tiefer wird ist in dem Gewässer – aus bisheriger Erfahrung – uninteressant.
An diesem See üben Taucher ihre Einsätze. Sie erzählten einem freundlichen Angler (mit dem ich mich kürzlich am See unterhalten habe), dass Fischsichtungen ab einer bestimmten Tiefe nicht mehr vorkommen.
Die Taucher berichteten von einer Wassertiefe von 4-6m. Alles was tiefer war, war wie leergefegt. Diese Aussagen belegen prinzipiell die Erfahrungen, die wir als Karpfenangler dort gemacht haben.
Die „Schnitttiefe“
Da sich Karpfennahrung zum großen Teil am oder in der Nähe des Gewässergrund(s) befindet, fressen Karpfen auf unterschiedlichsten Tiefen. An einem recht flachen Gewässer ist eine 5m-Stelle vielleicht schon „tief“, welche an einem tiefen Baggersee als sehr flach und damit häufig schon als potentieller Hotspot gehandelt werden kann.
In Abhängigkeit von der Gesamttiefe und der Gewässerstruktur ergibt sich eine Art Schnitttiefe. Wenn bspw. ein Gewässer in einem großen Teil recht monoton 15m tief ist, kann eine Sandbank auf 9-13m schon eine interessante Angelstelle bedeuten. In einem See der an der tiefsten Stelle 9m ist, ist diese Stelle nur in seltenen Ausnahmen wirklich fängig (in ein paar Gewässern z.B. im Winter).
Solltest du andere Karpfenangler sehen, ist es selten ein Fehler, mal nach deren groben Angeltiefe zu fragen. Diese Frage ist an tieferen Gewässern häufig eine der Schlüsselfragen zum Erfolg. Zwar fressen Karpfen nicht zwangsläufig „nur“ auf einer bestimmten Tiefe, allerdings sind vorherige Bisse auf der jeweiligen Tiefe ein gutes Indiz zur Suche von ähnlichen Stellen.
Es gibt häufig (zumindest nicht über einen längeren Zeitraum) die 1m-Zone in der ausschließlich gefangen wird, jedoch zeichnen sich in vielen Seen bestimmte Tiefenbereiche ab, zu denen in bestimmten Wetter- und Jahreszeitbedingungen besser (oder überhaupt) gefangen wird.
Je tiefer man angelt, desto größer die Fische?
Diese Aussage lässt sich nicht wirklich belegen. Man kann allerdings sagen, dass in vielen Gewässern die Bissrate in tieferen Teilen zurück geht, dafür die Karpfen im Schnitt größer werden. Größere Karpfen scheinen weniger Probleme mit etwas sauerstoffärmeren Bereichen zu haben, wohingegen kleinere Karpfen größere Tiefen eher meiden. Das heißt aber lange noch nicht, dass man größere Fische nicht auch in flacheren Arealen fangen kann.
Ganz im Gegenteil: An den meisten Seen (egal ob flach oder tief) sind die ufernahen (und damit flachen) Bereiche häufig richtige Fischmagnete und auch die besonders großen Karpfen lassen sich hier fangen.
Man könnte eher formulieren: „Um wenige Beifänge von kleineren Karpfen zu haben, kann man tiefer angeln“. Diese Aussage hat häufig eine gewisse Gültigkeit an tiefen Baggerseen.
Der Fischbestand in tiefen Baggerseen – die große Unbekannte
Durch die enorm großen Wassermassen, die tiefe Gewässer häufig mit sich bringen, ist der Bestand oft nicht so üppig wie an flacheren Gewässern. Die Fische können sich nicht nur in anderen Seebereichen aufhalten, sondern auch noch irgendwo mitten in der Wassersäule rumdümpeln. Man sollte häufig ein paar „Blank“-Sessions mehr einkalkulieren, weil es bspw. schwieriger sein kann, sich zeigende Fische zu beangeln.
Wenn ein Karpfen sich z.B. im 16m tiefen Wasser durch Buckeln verrät, heißt das leider noch lange nicht, dass wir ihn oder seine Artgenossen an der Stelle in Grundnähe fangen können. An seichten Stellen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich zeigende Fische auch im Grundbereich schwimmen, wesentlich höher.
In welcher Jahreszeit sollte ich in tiefen Baggerseen auf Karpfen angeln?
Tiefe Baggerseen spielen ab dem Sommer/Spätsommer so richtig ihre Stärken aus. Flache Gewässer „kippen“ oft in sehr warmen Sommern, sodass der sinkende Sauerstoffgehalt für weniger Fischaktivität sorgt. Außerdem sind sie oft durch starken Krautbewuchs (hier haben wir einen Artikel zum Karpfenangeln im Kraut geschrieben) im Hochsommer / frühen Herbst gar nicht mehr richtig befischbar. Dann schlägt die Stunde der Baggerseen. Durch die großen Tiefen hört das Kraut oft an bestimmten Punkten an zu wachsen. Sie erwärmen viel langsamer und sie kühlen im Herbst auch langsamer wieder aus.
Im Herbst sinkt der Anteil der natürlichen Nahrung und die Fische stehen generell etwas tiefer. Das bedeutet man kann sie länger im Herbst effektiv befischen und häufig sogar (im frühen) Winter gute Resultate erzielen. Es gibt einige Baggerseen, die selbst in kalten Wintern recht warm bleiben und bspw. nur extrem selten zufrieren.
Einzig im Frühling ist eher von zu tiefen Gewässern abzusehen. Die Fische befinden sich oft „nur“ in der Ufernähe oder im oberen Bereich der Wassersäule.
Location in tiefen Baggerseen
In tiefen Gewässern kann es etwas schwieriger sein, gute Angelstellen zu finden. Sie sind oftmals mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Aus diesem Grund ist intensives Loten mit einer Lotrute und Lotpose bzw. die Nutzung eines Echolots sinnvoll. Achte auf die Form des Gewässers – oftmals weisen Buchten oder engere Bereiche auf flachere Stellen hin.
Generell sollte man ufernahen Bereichen Aufmerksamkeit schenken, da sie oft vergleichsweise flach sind. Außerdem kann man teilweise große Bereiche des Sees zum Angeln mit Grundmontagen ausschließen, weil sie schlichtweg zu tief sind. Nach unserer Erfahrung sollte man Bereiche, die tiefer als etwa 13m sind, erstmal von der gedanklichen Gewässerkarte streichen.
Ideale Stellen sind im Prinzip identisch mit anderen Gewässern – nur etwas tiefer. Randbereiche, (Durchgänge zu) Buchten, Plateaus, besondere Features wie umgefallene Bäume oder auch die Ränder von Krautfeldern. Auch ein seicht abfallender recht monotoner Bereich kann sehr vielversprechend sein – hier sollte man verschiedene Tiefen ausprobieren, um möglichst produktive Tiefenabschnitte zu finden.
Für eine gute Präsentation ist es häufig gut, an der Hinterseite eines Plateaus zu angeln. Die Schnur läuft dann sauber über das Plateau und liegt flach auf dem Grund. Achte dabei darauf, dass das Plateau nicht zu steil abfällt. Du solltest vermeiden, zu steile Kanten zu befischen. Dort ist es häufig sehr schwierig zu füttern, da das eingebrachte Futter die Kante „runterrollen kann“ und dann teilweise weit weg von deiner Montage liegt.
Sollte in deinem Gewässer viel Kraut wachsen, kannst du versuchen Löcher bzw. Kanten des Krauts zu finden. Kraut wächst häufig nur bis zu einer bestimmten Tiefe, die Bereiche direkt dahinter bzw. daneben können vielversprechend sein!
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