Richtiges Anfüttern beim Karpfenangeln kann dich zu guten Fängen und sehr erfolgreichen Angelsessions führen. Dabei gilt es, bestimmte Aspekte zu berücksichtigen, denn man kann hierbei einige Fehler machen. In diesem Artikel wollen wir dir die wichtigsten Leitfragen zum Anfüttern von Karpfen geben, die du dir dabei beantworten solltest.
Jedes Gewässer hat seine Eigenheiten und diese Frage sollte dich zunächst beschäftigen. Es gibt zunächst mal drei verschiedene Gewässertypen (auf hoher Ebene), die sich grundsätzlich unterscheiden: Seen, Flüsse und Kanäle.
Da sich das Anfüttern in allen drei Gewässertypen stark unterscheiden kann, widmen wir uns an dieser Stelle zunächst den Seen. Kanäle und Flüsse folgen in späteren Beiträgen.
Gewässerwahl beim Anfüttern von Karpfen
Seen sind in sich geschlossene Lebensräume, mit einem mehr oder weniger fixen Fischbestand. Vor allem an kleineren Seen, sollte man deshalb mit der Futtermenge beim Anfüttern von Karpfen sehr bedacht agieren. Man kann Angelstellen und sogar ganze Seen mit zu viel Futter nachhaltig aus dem Gleichgewicht bringen. Du solltest dich also vorsichtig rantasten! Das schont nicht nur den See, sondern auch deinen Geldbeutel.
Im Idealfall hast du bereits Erfahrungen an einem Gewässer gesammelt, bevor du einen Futterplatz aufbauen möchtest. Auch Informationen zu Fängen von anderen Anglern können hilfreich sein, um sich ein besseres Bild vom Bestand zu machen. Es ist selten falsch, einfach mal zu fragen, was andere Angler so tun bzw. über das Gewässer wissen.
Auch wenn einige Angler ihre Geheimnisse eher für sich behalten, sollte man bei nettem Nachfragen doch die ein oder andere Antwort oder Zusatzinformation bekommen. Ein Gewässer ist für dich als Angler eine Art Puzzle, dass es zusammen zu setzen gilt!
Der Bestand und die Größe der Fische spielen beim Anfüttern auf Karpfen eine große Rolle. Aber auch Mitesser wie Weißfische, Welse, Blesshühner oder Enten sind zu beachten.
Bei Seen mit einem guten Bestand an großen Karpfen braucht man sich weniger Sorgen um zu viel Futter zu machen, als bei Gewässern mit weniger Fischen.
Weiterhin sollte man auf natürliche Nahrung im See achten. Das ist natürlich immer schwer zu bewerten. Aber generell gilt: Je krautreicher ein See ist, desto mehr natürliche Nahrung steht den Karpfen zur Verfügung. Es ist dabei nicht unbedingt (nur) das Kraut selbst, sondern viel mehr die kleinen Lebewesen, wie Larven, Würmer oder Wasserflöhe die oft in großer Anzahl in krautigen Gewässern/Bereichen vorkommen.
Zuletzt sind die Gewässerordnungen natürlich zu beachten. Die meisten Angelvereine reglementieren die Futtermengen und teilweise auch bestimmte Verbote (wie z. B. das Anfüttern von Tigernüssen) strikt. Daran solltest du dich natürlich halten!
Die passende Futtertaktik beim Karpfenangeln
Beim Anfüttern gibt es verschiedene Taktiken. Zwei grundlegende Möglichkeiten sind das Anlegen eines Langzeitfutterplatzes oder das kurzfristige Füttern.
Bei einem Langzeitfutterplatz fütterst du konstant, über einen längeren Zeitraum, eine oder mehrere Stellen im Gewässer. Die Karpfen sollen den Platz als Futterstelle einspeichern und regelmäßig aufsuchen.
Beim kurzfristigen Füttern möchtest du meist direkt mit dem Angeln starten und es den Fischen lediglich leichter machen, deinen Hakenköder auch zu finden bzw. aktiv an deiner Angelstelle nach Futter zu suchen.
Langzeitfutterplatz beim Karpfenangeln
Bei dem Langzeitfutterplatz solltest du bei der Futterwahl darauf achten, dass du möglichst wenige Mitesser ansprichst. Hier eignen sich häufig farblich unauffällige Boilies (vor allem bei vielen Blesshühnern und Enten). Wichtig ist hier, dass die Köder gut verdaulich sind. Die Attraktoren sind weniger entscheidend als der ‚Mehrwert‘ für den Karpfen.
Nur wenn ein Karpfen das Futter als gut erachtet (auch nach der Verdauung), kommt er wieder und wird richtig aktiv nach deinem Futter suchen und den Futterplatz auf seiner Zugrute auch als solchen einspeichern.
Bei Langzeitfutterstellen sollte man also hochwertige Boilies/Köder verwenden.
Es gibt Boilie-Schmieden die verkaufen ‚Futterboilies‚, die man in großen Säcken bekommt und die sehr günstig sind. Teilweise mangelt es hier aber an der Qualität. Wenn du den Aufwand betreibst und regelmäßig Anfüttern fährst, solltest du nicht an dieser Stelle sparen. Günstige Boilies müssen aber nicht zwangsläufig schlechter als teurere Varianten sein!
An Langzeitfutterplätzen hat man weiterhin die Möglichkeit, den Grund von leichtem Krautbewuchs zu befreien.
Durch das Gründeln der Karpfen (und Brassen, Schleien etc.), pflügen sie die Stellen regelrecht durch. Für diesen Zweck eignen sich auch kleinteilige Köder sehr gut. Dazu zählen: Partikel (also Hanf, Mais, Tigernüsse etc.) und natürlich auch halbierte/leicht zermahlene Boilies (gerne auch mal kleiner als 20mm!).
Nach einiger Zeit sollte dein Futterplatz damit immer sauberer werden. Eine blank-polierte Angelstelle mit keinerlei oder ganz wenig Krautresten/Sedimenten hilft dir dabei, deine Montagen sehr effektiv präsentieren zu können.
Kurzfristig einen Futterplatz anlegen
Beim kurzfristigen Füttern kommen Attraktoren so richtig zur Geltung. Du willst, dass die Fische deinen Platz schnell finden und am besten stark angezogen werden (durch z. B. auffälligere Köder/Flavours).
Hierbei eignet sich Hanf als Partikel sehr gut, weil er sehr ölig ist. Außerdem eignen sich Futtermixe, Pellets, Flavours, Dips und alles was die Futtermittelindustrie so anbietet, um möglichst erfolgreich zu sein.
Location zum Karpfen anfüttern
Das Thema Location also das Finden von geeigneten Angelstellen, ist der wichtigste und zugleich schwierigste Teil den du als Karpfenangler lernen musst. Besonders gute Angler zeichnen sich dadurch aus, dass sie Gewässer schnell ‚lesen‘ können und auf kleinste Hinweise/Umstände reagieren. Dadurch sind sie viel erfolgreicher am Wasser.
Über das Thema Location und Spots finden kann man theoretisch ganze Bücher verfassen, wir werden dazu nochmal an anderer Stelle genauer drauf eingehen.
Generell solltest du darauf achten, dass deine Futterstelle (vor allem bei einem Langzeitfutterplatz) nicht zu überlaufen ist. Allgemein bekannte Hotspots an einem See (z. B. ein ‚monotones Gewässer‘ mit genau einer gut erreichbaren Sandbank) sind häufig die falsche Wahl. Jeder Karpfenangler möchte dort angeln, die Stellen sind oft besetzt und erleben damit sehr viel Angeldruck.
Man kann außerdem absolut nicht abschätzen, wie viele Karpfenangler dort welche Mengen an Futter abkippen.
Wir haben bei uns in der Gegend einen riesen Vorteil, dass der Angeldruck auf Karpfen nicht all zu groß ist. An Szenepools (bekannten Karpfengewässer) solltest du dir gut überlegen, ob du dir wirklich die Mühe machen möchtest einen Langzeitfutterplatz aufzubauen. Du läufst sehr schnell Gefahr, dass ‚Nutznießer‘, also Karpfenangler-‚Kollegen‘, davon Wind bekommen und deine Stelle regelmäßig abangeln.
Such dir ein Gewässer (und am besten einen Gewässerbereich) der relativ ruhig ist. So sind deine Mühen nicht umsonst und haben eine höhere Wahrscheinlichkeit sich für dich auszuzahlen!
Unsere Empfehlung: Wenn du an einem Gewässer einen Langzeitfutterplatz anlegen willst, vergewissere dich mit 1-2 kurzfristigen Sessions, dass man dort auch wirklich Karpfen fängt. Ein Langzeitfutterplatz ist sehr viel Aufwand – zeit- und geldtechnisch – darum starte nicht einfach irgendwo zu einen Futterplatz anzulegen.
Futtermengen beim Karpfenangeln
Die Mengen, die du beim Anfüttern einbringen solltest, hängen sehr stark mit den Faktoren aus dem Bereich Gewässerwahl beim Anfüttern von Karpfen zusammen: Dem Fischbestand, den Mitessern und dem Angebot an natürlicher Nahrung.
Karpfen sind regelrechte Fressmaschinen und können ca. 25% ihres Körpergewichts an einem Tag vertilgen! Das heißt aber noch lange nicht, dass sie dies auf deiner Futterstelle oder innerhalb kürzester Zeit tun.
Grundsätzlich solltest du an krautreichen Gewässern weniger füttern als an krautarmen Gewässern – dieser Ansatz ist pauschal und trifft nicht überall zu – er kann dir aber als erste Grundausrichtung dienen.
Weiterhin ist die Jahreszeit entscheidend. Karpfen fahren im Winter ihren Metabolismus herunter, dass bedeutet sie werden träge und wesentlich inaktiver als im Sommer.
An flachen Gewässern, die im Frühjahr schnell erwärmen, werden deshalb die Karpfen früher im Jahr aktiv. Deshalb eignen sich im Frühjahr auch besonders flachere Gewässer besser zum Karpfenangeln.
Als Faustregel kann man die Laichzeit der Karpfen als Start der Futtersaison sehen. Kurz vor dem Laichen und direkt danach fressen die Karpfen sehr viel und hören bis zum Spätherbst nicht auf damit (oder auch gar nicht!).
Anfüttern im Frühjahr und Hochsommer
Im Frühjahr sollte man (vor allem als unerfahrener Angler) eher davon absehen, größere Mengen zu füttern. Das solltest du nur dann machen, wenn du weißt, dass die Karpfen schon wieder richtig aktiv sind und du den Bestand recht gut einschätzen kannst. Als Ausnahme gilt hier die Laichzeit. Unmittelbar vor und nach der Laichzeit fressen die Karpfen extrem viel. Wenn du diese Zeit an einem Gewässer abpasst, kannst du wahre Sternstunden erleben.
In diesem Beitrag habe wir alles wichtige fürs Karpfenangeln im Frühjahr zusammengeschrieben.
Auch im Hochsommer solltest du (vor allem an flacheren Gewässern) auf zu viel Futter verzichten. Das natürliche Nahrungsangebot ist auf einem Höchstpunkt zu dieser Zeit und damit kann unser künstliches Futter meistens nicht mithalten. Anders als im Frühjahr fressen Karpfen im Sommer aber konstant, sodass man generell schon mit Futter arbeiten kann.
Anfüttern im Spätsommer und Herbst
Im Spätsommer und Herbst kannst du die Mengen wieder ordentlich hochfahren, da das natürliche Nahrungsangebot wieder rückläufig ist und Karpfen sich für den Winter nochmal so richtig den Winterspeck anfressen wollen/müssen.
In diesem Artikel von uns findest du weitere wertvolle Informationen zum Karpfenangeln im Herbst.
Anfüttern im Winter
Sobald das Wasser wieder einstellige Temperaturen erreicht hat, solltet ihr in der Regel auch mit der Nahrung zurückfahren, da die Tage immer kürzer und dunkler werden und der Metabolismus der Karpfen sinkt.
Auch zum Karpfenangeln im Winter haben wir einen separaten Artikel geschrieben.
Wie regelmäßig sollte ich beim Karpfenangeln anfüttern?
So regelmäßig wie es dir möglich ist, wäre die wohl beste Antwort. Leider sind wir meistens durch Familie, Beruf, Schule/Uni so eingebunden, dass wir nicht jeden Tag loskommen. Häufig ist dein Zielgewässer auch nicht vor deiner Haustür und du musst einen längeren Weg auf dich nehmen. Versuche es definitiv alle 2-3 Tage einzurichten, damit die Karpfen sich an regelmäßiges Futter auf deiner Stelle gewöhnen. Je häufiger du es zum Anfüttern schaffst, desto kleiner können die Mengen werden die du einbringst!
Großflächig oder punktuell füttern?
Die letzte grundlegende Frage, ist die Art der Futterverteilung. Bevor wir dabei auf Hilfsmittel eingehen, möchten wir zunächst klarstellen, wann du eher großflächig und wann du eher punktuell, also auf einer kleinen Stelle füttern solltest.
Das großflächige Füttern eignet sich immer dann besonders gut, wenn Fische bereit sind deine Köder zu suchen. Der See (-Abschnitt) sollte nicht stark verkrautet sein und der Untergrund im besten Fall recht monoton. Wenn du an steilen Kanten sehr großflächig fütterst, läufst du Gefahr, dass ein Großteil des Futters die Kante hinabrollt, obwohl du eventuell genau auf ihr Fischen möchtest.
In krautigen Abschnitten läufst du Gefahr, dass die Karpfen deine Köder nur zu einem sehr kleinen Teil finden bzw. aufnehmen können.
Beim großflächigen Füttern kann die Stelle ganz unterschiedlich groß sein. Tendenziell muss man etwas mehr Futter aufbringen (da es sich zumeist um nahrungsärmere Abschnitte oder Seen handelt, ist das auch gut).
Häufig ist es sinnvoll einen breiteren ‚Streifen‘ (z. B. 50m) zu füttern, also parallel zum Ufer (Unterwasser ähnelt sich die Struktur auf eine bestimmte Entfernung oft), der dafür nicht zu weit in die Tiefe geht (z. B. 10m). Dabei werden, je nach Seegröße, auch größere Bereiche gefüttert.
Das punktuelle Füttern eignet sich an krautreichen, nahrungsreichen oder strukturreichen Seen (bzw. Abschnitten).
Hierbei zielst du darauf ab, dass die Fische deine Stelle finden und möglichst komplett leer fressen, ohne weite Wege schwimmen zu müssen. Karpfen werden einen reich gedeckten Teller (Seegrund) häufig nicht verschmähen, wenn sie an ihm vorbeikommen.
Wenn es viel Nahrung auf einem kleinen Gebiet gibt, lässt sich der ein oder andere Fisch darauf ein – auch wenn es viel natürliche Nahrung in der Umgebung gibt.
Welche Hilfsmittel sollte ich zum Anfüttern beim Karpfenangeln verwenden?
Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die sich zum Anfüttern eignen. Neben Booten und Futterbooten, gibt es Wurfrohre, Zwillen und Futterraketen. Jedes Mittel hat seine bevorzugten Einsatzgebiete:
Futterboot oder Boote
Mit Booten und Futterbooten lässt sich sehr genau und auf extrem große Entfernungen (v.a. Außerhalb der Wurfweite) anfüttern. Als Nachteil ist vor allem bei Booten der recht hohe Aufwand (mitschleppen – aufbauen/aufpumpen – raus- und zurückrudern) zu nennen. Außerdem sind Boote nicht überall gestattet. Bei Futterbooten hat man Probleme große Areale anzufüttern bzw. es dauert sehr lange.
Wurfrohr
Das Wurfrohr benötigt etwas Übung, ist aber äußerst beliebt. Man kann sehr präzise bis zu einer ganz ordentlichen Wurfweite von 60-70m füttern. Das Rohr ist sehr leicht und kompakt. Damit ist es sehr geeignet, um auch entlegene Stellen ohne viel Zubehör, recht schnell zu befüttern. Außerdem ist es eine sehr störungsarme Art des Fütterns, die Fische hören nur das einprasseln der Boilies. Ein Nachteil beim Wurfrohr ist, dass es bei starkem Wind teilweise schwer ist, präzise zu füttern. Bei Mengen jenseits von 2-5 Kilogramm ist es außerdem wirklich anstrengend, man kann einen regelrechten Tennisarm bekommen. Außerdem ist es nur für Boilies geeignet.
Zwille
Die Zwille eignet sich, um nahegelegene Bereiche (je nach Gewicht und Flugeigenschaften der Köder) sehr schnell und mit minimalem Aufwand füttern kann. Sie eignet sich perfekt für ufernahe Bereiche und ist, wie das Wurfrohr, sehr störungsarm. Man kann auch Partikel, Maden und Futterballen mit einer Zwille Anfüttern, kommt allerdings nicht besonders weit raus.
Futterrakete oder Spomb
Für die Nutzung einer Futterrakete solltest du eine harte Spod-Rute verwenden. Man wirft die gefüllte Rakete aus und sie öffnet sich beim Aufprall auf das Wasser. So lassen sich auch kleine Köder wie Partikel, Pellets, kleine und/oder halbe Boilies sehr weit auswerfen. Man sollte hierbei mit einem Schnur-Clip die Entfernung abmessen (Das Abmessen von Gewässertiefen und Entfernungen, haben wir in diesem Artikel erläutert). Für diese Methode muss man seine Spod-Rute mit ans Wasser nehmen und sie erzeugt ein lautes Geräusch beim aufklatschen. In England wird Futterraketen an manchen Gewässern nachgesagt, die Karpfen mit dem Geräusch regelrecht anzulocken – hierzulande verschreckst du die Fische nach unserer Erfahrung damit eher. Daher ist vom Anfüttern mit dieser Methode während den Hauptfresszeiten (zumindest während du angelst) eher abzusehen.
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