Ratgeber

Karpfenhaken: Form und Größe

Die verschiedenen Hakenhersteller preisen ihre neue Hakenentwicklungen und Formen häufig als Alleskönner und einzig richtige Wahl zum Karpfenangeln an. Bei dem Dschungel an Bezeichnungen, Größen und Formen kann man leicht den Überblick verlieren.

In diesem Artikel erklären wir dir, welche Hakenarten es grundsätzlich gibt und wann du welchen Typen idealerweise einsetzen solltest!

Ein kurzes Vorwort

Viele sehr erfahrene Karpfenangler setzen auf 1-2 verschiedene Hakentypen, zumeist von einem Hersteller. Die Frage „Welcher Haken ist der Beste?“ wird dabei oftmals hitzig diskutiert. Wenn man 5 Karpfenangler fragt, erhält man oftmals mindestens 3 Meinungen! Wir brechen die grundlegenden Eigenschaften der Haken runter, ohne dabei zu herstellerspezifisch zu werden.

Welcher Haken gefällt dir am besten?

Danny Fairbrass von Korda hat sehr treffend formuliert (frei übersetzt):

„98% beim Karpfenangeln ist die Location. 1% ist der Köder und 1% ist das Vorfach.“

Danny Fairbrass von Korda

Der Haken ist zwar der wichtigste, aber eben auch nur ein Teil des Vorfachs! Lass dich also bei der Auswahl der Haken nicht zu sehr aus dem Konzept bringen! 

Zunächst starten wir mit einer kurzen Definition.

Was ist ein Karpfenhaken?

Ein Karpfenhaken ist vergleichsweise dick und typischerweise mit einem Hakenöhr ausgestattet. Das dicke Material schützt den Haken vor dem Aufbiegen während des Drills, da Karpfen zum Teil viel Masse mit sich bringen und auch sehr kampfstarke Fische sind. Karpfenhaken werden zum Großteil in den Größen 4 bis 8 genutzt. Es gibt situationsbedingt auch mal Abweichungen nach oben (etwa bis zur Größe 1) und auch noch kleiner (bis 10/12). 

Karpfenhaken im Vergleich

Grundsätzlich gibt es verschiedene Formen, welche sich für die jeweilige Angelsituation und gewählte Montage besonders gut eignen oder auch einfach persönlichen Vorlieben dienen. 

Karpfenhaken Formen

Karpfenhaken lassen sich in eine Hand voll Basisformen zusammenfassen. Oftmals vermischen sich bei den Hakenherstellern dabei die Urformen, um gewisse Effekte zu verbinden bzw. zu verstärken. 

Curved Shank Haken

Der Curved Shank ist vermutlich die klassischste Hakenform. Es zeichnet sich zunächst durch einen gebogenen Schenkel aus, welcher auch der Namensgeber ist. Die Hakenspitze zeigt oftmals etwas nach innen auf das Hakenöhr. Dieses ist bei diesen Haken meistens gerade oder leicht nach innen geneigt. Dadurch bringt diese Hakenform einige entscheidende Vorteile mit sich.  Zunächst lässt er sich super zu einem klassischen Haar-Vorfach binden. Dabei kommt er zumeist ohne zusätzliche Silikonschläuche oder Rig-Ringe aus. Die Form unterstützt das Haar dabei, sich nicht selbst um den Haken zu wickeln.

Weiterhin ist ein Curved Shank Haken durch seine Form extrem widerstandsfähig. Im Drill werden diese Haken sich so gut wie nie verbiegen! Sitzt der Haken einmal im Karpfenmaul, löst er sich besonders selten!

Die nach innen zeigende Hakenspitze schützt die Hakenspitze vor Schäden von bspw. Steinen, Ästen oder sonstigem Unrat, welcher sich auf dem Gewässergrund finden lässt.

Der Curved Shank Haken spielt seine Stärken vor allem in Situationen mit Hindernissen, wie beispielsweise dichte Krautfelder oder überhängende Bäume/Totholz, aus. Man kann durch die Stabilität und den festen Sitz des Hakens sehr hart in den Drill gehen und Karpfen von Hindernissen fernhalten. 

Der Nachteil bei einem Curved Shank Haken ist, dass er nicht die besten Hak-Eigenschaften hat. Es kann durchaus sein, dass einige Karpfen den Hakenköder inklusive Haken einige Male aufnehmen, bevor sich ein Fisch wirklich hakt. Außerdem ist diese Hakenform nicht für steife monofile Vorfächer geeignet. Dies würde die Stellung der Hakenspitze zusätzlich verschlechtern. 

Curved Shank Haken eignen sich vor allem für klassische Haar-Vorfächer und Spinner-Rigs.

Wide Gape Haken

Ein Wide Gape Haken hat einen großen Hakenbogen, der Abstand zwischen Hakenschenkel und Spitze ist also sehr weit. Diese namensgebende Eigenschaft erfreut sich unter Anglern einer sehr großen Beliebtheit. Wide Gape Haken haben in ihrer Reinform einen geraden Hakenschenkel und ein gerades oder leicht nach innen gebogenes Hakenöhr.

Auch diese Hakenform ist ein echter Klassiker und zählt (neben dem Chod-Haken) meistens zu den sogenannten Short Shank Haken, weil der Hakenschenkel relativ kurz ist.  

Diese Hakenform ist, wie der Curved Shank universell einsetzbar, eignet sich aber besser im freien Wasser, ohne viele Hindernisse. Ein Wide Gape Haken hat eine höhere Hakfrequenz als ein Curved Shank Haken. Allerdings verliert man bei dieser Hakenform etwas häufiger Karpfen im Drill, vor allem wenn sie sich beispielsweise in Krautfeldern „festschwimmen“. Auch die Gefahr das der Haken unter starkem Druck aufbiegt, ist gegeben. 

Wide Gape Haken sind universell mit fast allen Montagen einsetzbar. 

Chod Haken

Chod Haken sind im Prinzip Wide Gape Haken mit einem nach außen gebogenem Öhr. Sie wurden speziell für das Angeln mit dicken monofilen Vorfachmaterialien entwickelt und sind extrem beliebt unter Anglern. Der Namensgeber dieser Hakenform ist das Chod-Rig

Chod (Short Shank) vs Long Shank Haken

Das nach außen gebogene Öhr ermöglicht es, auch sehr steifes Material zu nutzen und damit in einem optimalen Winkel das Hakenöhr zu verlassen. 

Chod Haken zählen zu den Short Shank Haken, welche spezielle Eigenschaften mit sich bringen. Diese Eigenschaften erläutern wir näher in der nächsten und letzten Hakenform, dem Long Shank Haken.

Chod Haken eignen sich im Speziellen für:

  • Stiff-Rigs
  • Chod-Rigs
  • Multi-Rigs

Long Shank Haken

Die letzte grundlegende Hakenform sind Long Shank Haken. Sie zeichnen sich durch einen besonders langen Hakenschenkel aus und haben zumeist ein leicht nach innen geneigtes Hakenöhr. Long Shank Haken haben mit Abstand das höchste Hak-Potential. Sie sind sehr sperrig – dies macht es schwierig für Karpfen, sie nach dem Einsaugen wieder auszupusten. Außerdem drehen sie sich sehr gut im Karpfenmaul, was sie extrem effektiv macht.

Doch wenn Long Shank Haken am besten haken, warum setzt man sie nicht immer ein? 

Zunächst ist der lange, steife Schenkel für die gehakten Karpfen sehr gefährlich und kann die Karpfenmäuler verletzen. Vor allem kleine Karpfen, welche unruhiger im Drill sind (ständige Richtungswechsel und hektischere Bewegungen) können ernsthafte Schäden erleiden. 

Außerdem enthakt sich ein Long Shank Haken auch vergleichsweise einfach. Man sollte sie also nicht an hindernisreichen Gewässern nutzen. 

Long Shank Haken spielen speziell dann ihre Vorteile aus, wenn man gezielt (z.B. durch ein sehr langes Haar und große Köder) auf Großkarpfen angelt. Durch dieses Vorgehen wird man allerdings viele kleinere Karpfen nicht fangen. 

Long Shank Haken (Blowback Rig)

Long Shank Haken eignen sich vor allem für das Angeln mit Blowback-Rig.

Zusammenfassung der Hakenformen:

Die Auswahl deiner Hakenform sollte der Angelsituation entsprechen. Hier gelten generell die folgenden Regeln:

  • Je weiter der Abstand zwischen Hakenspitze und Hakenschenkel, desto leichter verbiegt der Haken.
  • Je größer der Abstand zwischen der Hakenspitze und dem Hakenöhr, desto mehr Karpfen haken sich.
  • Je geringer der Abstand zwischen der Hakenspitze und dem Hakenöhr, desto seltener verlierst du gehakte Karpfen.

Diese Regeln können dir helfen, die richtige Auswahl bei der Hakenform zu treffen. 

Hier zwei Beispiele zur Verdeutlichung:

  1. Du angelst an einem Gewässer ohne viele Hindernisse und erwartest keine Riesenkarpfen, sondern eher Karpfen bis maximal 15-17kg. Du möchtest zunächst Karpfen fangen und hast noch keine „nur die Dicken!“-Mentalität.

    In dieser Situation kannst du (je nach Montage/Vorfachmaterial) ideal einen Wide Gape oder Chod-Haken einsetzen!
  1. Du angelst an einem stark verkrauteten Gewässer und hattest befürchtest oder hattest bereits „Aussteiger“ im Drill.

    In dieser Situation eignet sich ein Curved Shank Haken mit einem recht kleinen Abstand zwischen Hakenspitze und Hakenöhr sehr gut.

Die Hakengröße

Ein weiterer Punkt kann die Auswahl der Hakengröße für deine Angelsituation sein. Die Größe ist maßgeblich für die Auffälligkeit bzw. Tarnung deiner Montage verantwortlich. Generell kann man sagen, je wichtiger die Tarnung ist, desto kleiner sollte dein Haken sein. 

Die Tarnung deiner Montage ist vor allem extrem klaren Gewässern, Flachwasserzonen sowie im Frühjahr und Winter oftmals sehr wichtig. 

Wenn das Gewässer jedoch sehr trüb ist, kannst du ruhig gröber fischen. 

Weiterhin gilt: Je größer der Haken, desto stumpfer ist er. Das liegt einfach an dem Fakt, dass große Haken dicker sein müssen, um dem gleichen Druck standzuhalten. Der Haken hat schlichtweg mehr Material. 

In vielen Fällen ist die reine Hakengröße aber nicht unbedingt das ausschlaggebende Kriterium. Passe die Hakengröße einfach etwas den zu erwartenden Fischen an!  

Gerade vs. Gebogene Spitze

In Kombination mit der Hakenform gibt es generell zwei Formen bei den Spitzen. Sie sind entweder gerade, also laufen einfach aus oder zusätzlich nach innen gebogen.

Beide Spitzenformen haben Vor- und Nachteile, welche wir im Folgenden kurz erläutern:

Gerade Hakenspitzen haben einen schnelleren Hakeffekt. Wenn der Karpfen deinen Hakenköder aufnimmt, hakt sich der Fisch also tendenziell öfter, als mit einer nach innen gebogenen Spitze. Die gerade Spitze kann sich einfach leichter ins Maul bohren – ähnlich wie eine Nadel oder eine feine Klinge. Dies wirkt sich allerdings negativ den festen Sitz aus! Ist ein Karpfen erst gehakt, kann er sich von geraden Hakenspitzen leichter wieder befreien!

Genau umgekehrt wirken gebogene Spitzen. Ein Fisch hakt sich nicht ganz so effektiv. Sollte der Haken allerdings erstmal sitzen, ist es für den Karpfen viel schwieriger ihn loszuwerden.

Weiterhin ist ein gebogener Haken etwas vor Einflüssen des Gewässergrundes geschützt. Er ditscht sich nicht so schnell an Steinen stumpf und verhakt sich auch seltener im Kraut oder sonstigem Unrat wie Ästen auf dem Boden. 

In Situationen wo du also viel Druck ausüben musst und den Fisch von eventuellen Hindernissen fernhalten musst, ist ein gebogener Haken die bessere Wahl. Fischst du im offenen Wasser, wo du den Fisch in Ruhe drillen kannst, ist oftmals eine gerade Hakenspitze effektiver.

Zusammenfassung Karpfenhaken

Bei der Hakenauswahl solltest du immer deine Angelsituation im Blick behalten. Viele Angler beschränken sich auf 1-3 Hakenformen für die eigene Angelei, was in der Regel vollkommen in Ordnung ist. Da der Haken nur einen relativ kleinen Einfluss auf Erfolg und Misserfolg beim Karpfenangeln hat, solltest du dich nicht zu sehr von anderen Anglern verunsichern lassen. Je mehr Erfahrung du hast, desto intuitiver wirst du zu passenden Haken(-formen) greifen! 

Schlussendlich hat der gewählte Haken viel mit deinen bevorzugten Montagen bzw. Vorfächern zu tun. Wie oben aufgeführt, gibt es für jede Montage optimale Hakenformen. 

Über die Größe der Haken kannst du unter anderem den Grad der Tarnung / Unauffälligkeit beeinflussen und die Hakenspitzenform kann dir helfen, mehr Fische zu Haken oder einen festeren Sitz zu garantieren. 

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