Beim Karpfenangeln ist es sehr wichtig, den Gewässergrund und die Angeltiefe abschätzen zu können. Dies ist vor allem wichtig, um nach einem Biss oder nach einem erfolgreichen Angeltrip, die Stelle wieder zu finden. In diesem Artikel erläutern wir dir, was du zum Loten benötigst, wie du den Grund abtastest und wie du produktive Stellen auch nach einem Biss wieder präzise anwerfen kannst!
Eine Lotmontage funktioniert wie eine Laufbleimontage. Eine sehr stark auftreibende Pose zieht vom Grundblei bis an die Wasseroberfläche. Durch gezieltes „Geben“ von Schnur kann so die Entfernung zwischen dem Grund und der Oberfläche gemessen werden.
Zum Loten benötigst du zunächst eine Rute, die gerne auch recht hart sein darf z.B. eine Spod-Rute – deine „normalen“ Karpfenruten funktionieren aber auch. Die Rolle sollte im Idealfall mit geflochtener Schnur bespult sein, um das auf dem Grund auftreffende Blei besser zu fühlen und damit die Bodengegebenheit besser abschätzen zu können. Monofile Schnüre geben nicht so ein gutes Feedback, sind mit etwas Übung jedoch auch nutzbar.
Außerdem brauchst du eine Lotpose. Du benötigst ein schweres Wirbelblei, hierbei solltest du ruhig über 100-Gramm verwenden. Ein schweres Blei verrutscht am Grund nicht so schnell. Dadurch ist es leichter die Schnur zu spannen und den Kontakt von der Lotpose am Blei zu spüren (dazu an späterer Stelle mehr).
Optional kannst du zusätzlich auch ein Krallenblei verwenden, um den Boden noch genauer abtasten zu können. Weiterhin benötigst du eine Pufferperle, einen Karabiner bzw. Quick-Change-Swivel und ggf. ein Heli-Rubber-Safe.
Du führst zunächst die Hauptschnur durch das Wirbelblei. Anschließend führst du eine Pufferperle auf die Hauptschnur, um Beschädigungen des späteren Knotens durch das Blei zu vermeiden. Jetzt nutzt du entweder einen Wirbel/ein Swivel oder du knotest die Schnur direkt an die Pose. Im letzteren Fall empfiehlt sich ein Heli-Rubber-Safe, damit du die Pose möglichst schonst.
Bevor du mit der eigentlichen Lotmontage startest, solltest du dir über die Bodenbeschaffenheit Klarheit verschaffen. Hierfür hängst du zunächst einfach ein Blei als Festblei direkt an die geflochtene Schnur.
Du wirfst die Rute an die zu prüfende Stelle bzw. in den Bereich und hälst die Schnur beim Aufschlag auf Spannung. Wenn das Blei auf den Grund aufschlägt, spürst du mit etwas Übung einen sehr harten bis gar keinen Aufprall. Im Englischen wird dieser „Bleischlag“ als „donk“ bezeichnet.
Je nachdem wie du den Aufprall spürst, kannst du auf die Bodenbeschaffenheit schließen. Ist der „donk“ extrem hart, liegst du vermutlich auf Sand, Kies oder in steinigen Bereichen. Manchmal „klackt“ es dann regelrecht, wenn du Steine bzw. auf Kies triffst. Je weicher der „donk“ wird, desto mehr Sedimente oder desto weicheren Boden (z.B. Schlamm) musst du erwarten. Wenn du gar keinen Aufprall spürst, ist der Boden von Kraut bedeckt und das Blei wird zu stark gebremst auf dem Weg zum Boden. In diesen Bereichen ist es schwierig, effektiv zu angeln.
Es empfiehlt sich bei einem weichen Aufprall, nach dem einholen des Bleis daran zu riechen. Wenn du Faulschlamm erwischt hast, stinkt das Blei stark. In solchen Fällen solltest du den Bereich bzw. die Stelle eher meiden.
Wenn du einen Bereich findest an dem du den Aufprall deutlich spürst und das Blei nicht stinkt, kannst du das Blei etwas über den Boden schleifen. Hier reichen wenige Meter aus – manchmal spürst du dann einen Wiederstand, dieser kann bspw. sehr weichen Boden (das Blei kann regelrecht im Schlamm stecken) oder krautige Stellen bedeuten. Spürst du keine Veränderung, kannst du recht sicher sein, dass du deine Montagen an der Stelle effektiv präsentieren könntest.
Setze an der gewünschten Stelle einen Schnurclip, sodass du die gleiche Entfernung mit der Lot-Montage wieder erreichst. Präge dir am besten bereits beim Auswerfen eine markante horizontale Stelle ein (wie bspw. einen Strommast, ein gegenüberliegendes Haus oder einen bestimmten Baum). Mit dem gesetzten Schnurclip wirst du immer wieder genau die gleiche Entfernung anwerfen – du musst dich nur noch um die horizontale Peilung bemühen. Du kannst dann einfach auf diese markante Stelle zielen.
Zusätzlich kannst du noch ein sogenanntes Krallenblei verwenden, um sicherzustellen, dass nicht doch dünneres Kraut auf deiner Angelstelle ist. Tausch dazu einfach dein normales Blei durch das Krallenblei aus und werfe es wieder auf die Stelle.
Ziehe das Blei 1-3m mit seitlich gehaltener Rute über den Grund und hol das Blei recht zügig wieder ein. Wenn du Krautreste am Krallenblei entdeckst, ist der Grund eventuell doch nicht komplett frei. In diesen Fällen eignen sich häufig ausbalancierte Montagen (z.B. Wafter) oder Pop-Up-Montagen sehr gut. Auch Bodenmontagen werden, je nach Dichte des Krautbewuchses, natürlich noch gefunden.
Wenn du dir im Klaren bist, wie der Gewässergrund etwa beschaffen ist und du dich dazu entscheidest darauf angeln zu würden, kannst du anfangen die Tiefe auszuloten. Montiere deine Rute um (wie oben beschrieben).
Schritt 1: Werfe die Montage wieder auf die gewünschte Stelle. Jetzt holst du vorsichtig Schnur ein, bis du spürst, dass die Pose am Grundblei angekommen ist.
Schritt 2: Stelle die Bremse nun sehr locker und lass nach und nach etwas Schnur durch gezieltes „Abziehen“ von der Rolle. Versuche dir eine feste Länge (z.B. 50cm) anzugewöhnen, die du pro „Abzug“ freigibst.
Schritt 3: Zähle die Anzahl der Wiederholungen. Nach einigen Wiederholungen, solltest du die Pose an der Wasseroberfläche sehen.
Schritt 4: Im letzten Schritt rechnest du jetzt die Anzahl der Abzüge (z.B. 7) mal der abgezogenen Länge (z.B. 50cm). So kommst du in diesem Beispiel auf eine Tiefe von 3,5m (7 x 0,5m). Ein paar cm sollten deine Entscheidung zur Spotwahl nicht beeinflussen, also brauchst du nicht zu genau zu arbeiten. Achte jedoch darauf, die Rute und dich selbst während der „Abzüge“ nicht zu sehr zu bewegen. Das verfälscht das Ergebnis, je nach Bewegung, sehr stark.
Wenn du die Tiefe ermittelt hast, kannst du die Pose wieder bis ans Blei ziehen und das Blei in der gewünschten Länge zu dir ziehen. Im Idealfall hast du am Ufer etwas Platz hinter dir, sodass du einfach bspw. 1-2 Meter mit gestraffter Schnur und ohne große Bewegung der Rute nach hinten gehst, um die zurückgelegte Entfernung recht genau nachvollziehen zu können.
Wenn du die Strecke zurückgelegt hast, gehst du zurück zu deiner Ausgangsstelle und spannst die Schnur wieder komplett durch. Anschließend wiederholst Schritt 2 bis 4. So kannst du dich nach und nach mit dem Untergrund auf verschiedenen Entfernungen vertraut machen.
Ist das nicht möglich, kannst du auch einfach das Blei kontrolliert mit der Rute zurückziehen und die Schnur jeweils Nachspannen.
Die Entfernung die du zurückgehst oder „einholst“, kannst du je nach Grad der Struktur- bzw. Tiefenänderung verändern. Ist ein Bereich strukturarm, kannst du ruhig 2-5m einholen, bevor du wieder lotest. Sobald du einen größeren Unterschied feststellst, solltest du die Schritte kleinteiliger vornehmen.
Mit diesem Verfahren kannst du dir eine gedankliche Tiefenkarte erstellen. Die für dich interessanten Entfernungen clippst du ab und merkst dir die horizontale Peilung (wie oben beschrieben).
Ein beliebter Fehler ist es, die ausgemachte Angelstelle zu beangeln, ohne dir die genaue Stelle notiert zu haben. Wenn ein Angelspot dir einen Karpfenbiss bringt, kann es für zukünftige Sessions ein sehr guter Start- bzw. Ausgangspunkt sein. Dazu ist es wichtig die genaue Stelle ohne großen Aufwand immer wieder zu finden.
Es gibt spezielle Distance Sticks für diese Aufgabe. Im Prinzip handelt es sich dabei um Erdspieße, die einen ründlichen (schnurschonenden) Kopf haben.
Sobald du eine abgeclippte Rute hast und die horizontale Peilung kennst:
Schritt 1: Clip die gewünschte Entfernung ab und merke dir die horizontale Peilung.
Schritt 2: Lege die Rute auf eine einigermaßen ebene Stelle auf den Boden und drücke beide Distance Sticks an die jeweiligen Enden der Rute. Damit ermittelst du die Entfernung „einer Rutenlänge“.
Schritt 3: Lege das Blei bzw. die Lotmontage und Lotpose an eine der beiden Distance Sticks und öffne deine Rollenspule.
Schritt 4: Nehm die Schnur in eine Hand und führe die Rute mit leicht gespannter Schnur zum anderen Distance Stick. Führ die Schnur nun „um“ den Distance Stick.
Jetzt hast du „Eine Rutenlänge“ von deiner Schnur abgespult.
Schritt 5: Führe die leicht gespannte Schnur wieder zurück zum Ausgangspunkt und um den ersten Distance Stick.
Jetzt hast du 2 Rutenlängen an Schnur abgespult.
Schritt 6: Wiederhole die Schritte 4 und 5 immer wieder bis du den Clip erreichst. Zähle dabei die Anzahl der Rutenlängen (also der erreichten Distance Stick-Umdrehungen) mit.
Nach einer bestimmten Anzahl von Wiederholungen (z.B. 13 Rutenlägen) wirst du genug Schnur abgerollt haben, um den Schnurclip zu erreichen.
Schritt 7: Notiere dir die Anzahl der Rutenlängen und die horizontale Peilung im Smartphone.
Dieses Vorgehen ermöglicht es dir, nach einem Karpfenbiss, Neuauswurf oder einer weiteren Session, vor dem Auswurf den Schnurclip erneut an genau die gleiche Stelle zu setzen. Dazu führst du exakt die gleichen Schritte durch und setzt den Clip bei der gleichen Anzahl an Rutenlängen, die du notiert hast.
Dadurch kannst du nicht zu weit werfen und musst lediglich die horizontale Peilung berücksichtigen beim Auswurf. Nach dem Auswurf einer richtigen Montage, solltest du den Schnurclip natürlich lösen, damit der Karpfen bei einem Biss Schnur nehmen kann.
Diese Methode ist ein Schlüsselelement um ein präziser Karpfenangler zu werden und produktive Stellen immer wieder zu finden.
Alternativ zu der Nutzung von Distance Sticks kannst du auch normale Banksticks verwenden. Damit dauert das ablängen allerdings etwas länger, weil das umspulen der Rutenauflagen etwas aufwändiger ist und du beim einkurbeln der abgeclippten Länge vorsichtiger agieren musst. Andernfalls läufst du Gefahr, die Schnur zu beschädigen (z.B. durch scharfkantige Ränder).
Es ist häufig hilfreich, eine Lotpose zum Anfüttern auszuwerfen. Lege die Rute einfach auf den Boden sobald du die Pose sehen kannst und spann ggf. etwas Schnur nach, sodass sie aufrecht steht.
Wenn du anfütterst, kannst du damit kontrollieren, ob das eingebrachte Futter (z.B. Futterraketen oder Boilies durch Wurfrohre) auch wirklich die richtige Entfernung erreichen. Wichtiger Tipp: Wenn du mit einer Futterrakete fütterst, notiere dir auch die richtige Reichweite für den Clip der Rakete. Dieser ist in den meisten Fällen etwas kürzer. (hier unser Artikel zum Anfüttern)
Die Futterrakete prallt nur auf die Wasseroberfläche auf, während das Blei bis zum Grund fällt. Dadurch das die Schnur gespannt ist, ziehst du das Blei beim „herunterführen“ zwangsläufig etwas zu dir zurück. Dadurch ergibt sich eine Differenz zwischen dem Punkt wo die Futterrakete auf dem Wasser aufschlägt und dem Punkt wo das Blei auf dem Wasser aufschlägt (je tiefer das Gewässer, desto mehr weicht die Distanz ab).
Bei etwa 3m Wassertiefe, beträgt diese Distanz aus unserer Erfahrung etwa eine halbe Rutenlänge Unterschied.
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